Dienstag, 27. November 2012
Kia ora!
lehony, 20:29h
Nun sind schon bald zwei Monate vorueber in diesem Land of milk and honey.
Neuseeland ist wunderbar und wunderschoen! Die Kiwis, wie sich die Bewohner dieses Eilandes mitten im Nirgendwo zu nennen pflegen, sind sehr freundlich, offen und alle sind erpicht darauf, dir einen tollen Aufenthalt zu verschaffen; wenn sie das nicht aktiv tun koennen, geben sie dir so viele Tipps wie moeglich.
Da es schwierig ist, irgendwo anzufangen, werde ich wohl einfach der Reihe nach gehen:
Ueber eine Woche verweilten wir drei in Auckland, wobei wir unseren "Papierkram" dort erledigten und auch schon bald genug hatten von dieser Stadt und dem Klassenfahrt-Flair unseres ersten Hostels, besetzt mit 90% Deutschen...
Nach zwei schoenen Tagen bei unseren deutschen Bekannten in Auckland (da haben wir doch tatsaechlich Huehnerfuesse gegessen) sollte unsere Reise nach Gisborne losgehen. Wir waren zugegebenermassen ziemlich aufgeregt, unsere erste Arbeitsstelle, eine WWOOFing-Farm zwischen "Gizzytown" und Te Karaka.
Die lange Busfahrt war sofort vergessen, als wir den romantischen Hof unserer Hosts erblickten, eine hundert Jahre alte weisse Villa. Begeistert waren wir vor allen Dingen von den fuenf Hunden: Perdy, Maggie, Ned, Putch und Izzy, welche uns freudig begruessten.
In den folgenden zweieinhalb Wochen arbeiteten wir nun also halbtags fuer unsere Unterkunft und unsere Mahlzeiten, Morgens und abends waren Schweine, Huehner und Enten zu fuettern, ansonsten kuemmerten wir uns um den Orchard (=Obstgarten), rissen mit aller Kraft Kletterpflanzen aus Baeumen...
John und Jen, die vor drei Jahren aus England nach Neuseeland ausgewandert sind, erfreuen sich eines mittlerweile einjaehrigen Sohnes, Charlie, der sogar mich erweichen konnte. ;-) Weniger lustig war zwar der Tag, an dem ich zum ersten Mal auf ihn aufpassen musste und er anfing zu weinen, aber nun ja..Jedenfalls habe ich jetzt gelernt, ein Baby zu troesten. An genanntem Tag gings fuer den kleinen Blondschopf auch gleich noch ins Krankenhaus: ein starker Husten besorgte Daddy John und so verbrachten wir drei ein paar Stunden im Wartezimmer im Gisborne Hospital.
Zurueckfahren durfte ich allein, das hat vielleicht Spass gemacht! Der Linksverkehr ist kein grosses Problem, auch in der Stadt nicht, da einfach nicht so viel Verkehr herrscht.
Nach einer Woche bekamen wir Zuwachs, zwei neue deutsche WWOOfer, denen wir es aber nicht so leicht machen wollten und uns als Daenin (Darleen), Schwedin (Luisa) und Russin (ich) vorstellten. Can u hear my Rrrrrrussian accent?
Dieses Spiel funktionierte perfekt, auch wenn wir zum Beispiel bei Fragen ueber das daenische Schulsystem ins Straucheln gerieten oder uns dummerweise etwas Deutsches herausrutschte, was die beiden aber nicht bemerkten...Ich war sehr froh, mich mit unseren russischen Austauschschuelern ueber Putin auseinandergesetzt zu haben, als ich ein Statement ueber Putin abliefern musste!
Falls bis dahin doch Zweifel ueber unsere Identitaet aufgetaucht sein wollte, machte unsere tschechischer Nachbar-Arbeiter diese wieder wett, als er zum Dinner erschien und perfekt mitspielte. ("You three met in a hostel in Auckland, friendship was made, it's like in a Hollywood movie, isn't it?!" ist nur einer seiner Saetze.)
Auf der Farm Lorne ging es aber nicht immer nur lustig, sondern auch mal blutig zu. Am Vortag hatten wir alle Schafe in einen Paddock getrieben, John suchte das Dickste aus. Dieses dicke Schaf stand nun mit geweiteten Augen allein in seinem Paddock, als John es packte und mit "Schmackes" seine Kehle durchtrennte. Es spritzte eigentlich erstaunlich wenig Blut.
Anschliessend wurde unser Abendessen fuer dem naechsten Abend aufgebrochen; wir halfen dabei. Schafsfett ist wirklich angenehm an den Haenden. :-)
Unsere Abende verbrachten wir oft mit Jen und John in ihrem Fernsehzimmer und schauten seltsame, aber unterhaltsame Filme mit ein paar Hunden auf den Sofas. Wahlweise besuchten wir Gabriele und Mary, ihren italienischen Bekannten und dessen philippinische Ehefrau zum BBQ (=Barbecue) und Spa-Pool-Relaxen oder sie kamen zu uns. Zwar sind alle vier keine Kiwis, aber an dieser Stelle moechte ich anmerken, dass Grillen hier gleich nach Rugby Nationalsport ist! Ein Barbecue geht IMMER!
Die Wochen auf der Farm Lorne waren also sehr schoen und auf noch ziemlich wohlbehuetet, wenn man das so sagen kann. :-)
Mit unseren beiden deutschen Freunden (die uns unser Spiel gluecklicherweise nicht uebel genommen haben) fuhren wir die East Cape hoch, bis zum Lottin Point. Dort sprangen Christian, Luisa und ich abends todesmutig in den eiskalten Pazifik und sammelten einige huebsche, schillernde Muscheln.
Unser wettergegerbter Herbergsvater kam 1956 aus Daenemark in dieses Land und grub fuer uns ein wenig seiner verschollenen Deutschkenntnisse aus.
Es folgte eine Woche Aufenthalt in der "Hicks Bay Motel Lodge", einer Hotelanlage in the Middle of Nowhere. Hier "wwooften" wir noch einmal und brachten dabei Beete und Buesche rund um den Pool auf Vordermann, wofuer wir einige Aggression aufwenden mussten, aber gleichzeitig Spass gemacht hat, da wir uns ja unterhalten konnten. Hard yakka (=work)!
Der Strand war wirklich zauberhaft, ebenso der Wald um das Motel herum.
Die Inhaber der Lodge, Jody, vor 20 Jahren aus Wisconsin ans East Cape gezogen, und John (ja, John heisst hier wirklich jeder...), ein waschechter Kiwi, waren sehr lieb und sehr besorgt um unser leibliches Wohl; morgens durften wir uns in der Restaurant-Kueche bedienen, Lunchpakete bekamen wir von unserem Lieblingskoch geschmiert und Dinner wurde serviert. Wir freuten uns wie Honigkuchenpferde!
Nur ein einziges Mal wurde uns das gute Essen zum Verhaengis...
John junior geht zur See zum Fischen und Jody hatte die glorreiche Idee, dass wir doch mal mitfahren koennten. Wir waren gleich Feuer und Flamme und sprangen wirklich motiviert um vier Uhr morgens aus unseren federweichen Betten, um um halb sechs in See zu stechen.
Nach einem guten Fruehstueck (man weiss ja nie, ein Tag kann ja lang werden) fuhr uns John senior hinunter zur Bay und wir erklommen (ja, das war gar nicht so einfach) das Fischerboot, das einen strengen Geruch verstoemte. Wir wurden bis zum Ufer gezogen und -schwups!- waren wir auch schon im Wasser. Wir hatten nicht erwartet, dass das Boot SO sehr wackelt!
Anfangs lachten wir uns noch halb tot über das Auf und Ab des Bootes, doch irgendwann war uns wirklich nur noch speiübel. Ich sage euch, mir war noch NIE SO schlecht! ;-)
Nach 4 langen Stunden (wobei die letzten 2 schon wirklich fast erträglich waren) setzte uns die Crew an einer Bay ab, ab aufs Dach und auf die Felsen gesprungen. Zum Glück stand der "Lütte" (John junior, so alt wie wir) unten und fing uns regelrecht auf.
Wir waren so müde und durchgeschuettelt, dass wir uns einfach ins Gras legten und einschliefen. Auch der Nieselregen ließ uns nicht aufstehen, erst der darauffolgende Platzregen sorgte dafür, dass wir uns unter einen großen Baum trollten.
Die Fahrt zurück glich einer Art Achterbahnfahrt, so stürmisch war die See. Wir waren aber bester Stimmung, denn es war ja ein Ende in Sicht! In den Boxen klapperten die Hummer vor sich hin; Luisa und ich trauten uns sogar, einen zu halten. Auch der Anblick der gefangenen Tintenfische konnte mir nichts mehr anhaben..
Am nächsten Tag sind wir noch mal so früh raus, um mit Jodys Auto zum East Cape Lighthouse zu fahren; wir wollten als Erstes auf der Welt die Sonne sehen. Als wir -etwas verspätet- die letzten Stufen (welche durch dschungelartigen Wald führten) hinaufsprangen, saßen schon ein paar Leute oben und andächtig beobachteten wir, wie sich die Sonne über dem Horizont erhob. Danach frühstückten wir drei auf unserer Decke. :)
Jody war sehr darauf bedacht, uns etwas von der lokalen Kultur mitzugeben, weshalb sie uns enthusiastisch zur "Flower Show" ins nächste Örtchen Te Araroa brachte und uns am "Marae", Versammlungshaus, rausließ. Die ominöse "Flower Show" entpuppte sich als "Wer-backt-das-beste-Brot-strickt-die-schönsten-Schals-züchtet-den-besten-Broccoli-oder-malt-am-schönsten-Steine-bunt-an"-Ausstellung, ziemlich skurril für uns! ;)
Weniger skurril, aber trotzdem fremd war das "Wharenui", das typische Versammlungshaus, welches uns ein weißer alter Kiwi zeigte und erklärte. Das war wirklich interessant!
Maori (die hier eher "Maari" ausgesprochen werden) und auch Kiwis gegenüber muss man manchmal wirklich deutlich werden, z.B. hat es abends laut gegen unsere Tür und Fenster gebollert; Darleen hatte ziemlich Schiss und ich fasste mir ein Herz, ging zur Tür und rief: "WHAT DO YOU WANT??!!", woraufhin die beiden Typen erschrocken zurückwichen, sie hatten uns nur auf ein Bier einladen wollen. Ich erklärte ihnen, dass das auch höflicher geht.
Den Hummer haben wir übrigens auch probiert; war wirklich schmackhaft, aber fuer teuer Geld wuerde ich ihn nicht kaufen. ;-)
Der Transport aus Middle of Nowhere, Hicks Bay, gestaltete sich schwieriger als gedacht! Wir wussten nicht, dass wir unser Busunternehmen am Abend vorher noch mal hätten erinnern müssen, dass wir mitfahren wollen..
Jody schaffte es, ein neuseeländisches Rentnergrüppchen für uns zu gewinnen, das uns bereitwillig mit nach Gisborne nahm. Jedes Mädchen in ein Auto und ab ging die Post! :-)
Die waren sooo lieb, wollten tausend Sachen wissen, gaben uns Essen aus..Wir hielten mal hier, mal dort, u.a. in Tikitiki, wo wir nach einer kiwitypischen Pie eine kleine Kirche, die stolz auf einem Hügel stand, besuchten. Ich war ziemlich erstaunt, denn erwartet hatte ich kühle Steinmauern, stattdessen erblickte ich Maori-Schnitzereien an Bänken, Wänden und der Decke. Wirklich seltsam, diese beiden Kulturen derart vermischt zu sehen! Ein kleiner, barfüßiger (wie immer) Maori, der uns draußen gesehen hatte, kam herein und erzählte uns gerne über die Architektur und Geschichte dieses fuer Neuseeland wahrhaft historischen Gebäudes (1926 erbaut). Besonders fand ich auch das Kirchenfenster, auf dem ein blonder Jesus mit zwei Maori-Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg abgebildet war.
Die meisten Maori sind katholisch (bzw. gehören der anglikanischen Kirche an), deshalb dieser Mix.
Die Fahrt war also sehr unterhaltsam! Zwischendurch hielten wir auch an der Tolaga Bay, sehr schöner Strand dort. :)
In Gisborne uebernachteten wir eine Nacht im YHA (einem Hostel) und am nächsten Tag ging's dann weiter nach Napier, anschließend nach Hastings. Napier ist WUNDERBAR! WUNDERSCHÖN! Dorthin wollten wir ja eigentlich, aber alle Working Hostels sind schon voll. Hastings ist aber auch wirklich nett. Nach Napier haben wir dann einen Tagesausflug gemacht und waren begeistert; :-)
Im Hostel wohnten am Anfang außer uns ein Südkoreaner, sechs Tschechen (3 Jungs, 3 Mädels), ein Belgier, ein Kiwi, ein Brasilianer, zwei Maori und eben ein paar Deutsche. Mit dem Kiwi, Cory aus Christchurch, habe ich mich einmal sage und schreibe 8 Stunden unterhalten. Das hat sooo viel Spaß gemacht! Heimweh bekommt man wenn eigentlich nur unter Deutschen.
Mittlerweile ist nur noch mein Kiwi-Kumpel Cory von der Anfangsbesetzung uebriggeblieben; es wohnen nun ein paar Chinesen, zwei Tschechen, zwei Amerikaner, ein Deutscher und bestimmt zehn Arbeiterinnen von Fiji mit uns im Hostel. Alles ist ziemlich harmonisch und angenehm.
Einen Job haben wir hier in der Hawke's Bay auch gefunden; wir pfluecken den lieben langen Tag Himbeeren! Hoert sich einfach an, ist auch nicht so anstrengend wie Apple Thinning, aber ist weit entfernt von Omas Himbeerbusch-Romantik!
Mittlerweile haben wir uns an die Akkordarbeit gewoehnt und haben nach 10 1/2 Stunden Arbeit gestern heute nur bis mittag gearbeitet. Ausserdem wurden wir als Belohnung richtig verwoehnt: Unser neuer Supervisor, wir vermuten ein Student, der einen "Ferien"job macht, spendierte jedem von uns ein Wassereis und der Orchard Manager, der uns zuvor mit Recht fuer unsere nicht ausreichenden Leistungen kritisiert hatte, liess eine Dose Cola fuer jeden springen. Das stimmte alle milde und alles war in Butter, wie man so schoen sagt. :-)
Nun freuen wir uns auf unseren "day off", unseren freien Tag, da wir uns seit ueber einer Woche noch keinen genommen haben. Unsere Arbeitsstelle schien ja anfangs noch recht unsicher, weil wir noch nicht so schnell waren, und deshalb wollten wir erst mal moeglichst viel verdienen.
Die Arbeit ohne freien Tag und die Stunde Radfahren zum Orchard jeden Tag sitzen einem aber schon in den Knochen. Die Sonne ist auch nicht zu unterschaetzen! In Deutschland wuerde man es wohl Hochsommer nennen, hier ist es noch Fruehling! Aber der Mensch gewoehnt sich ja an Vieles, so wohl auch an dieses. :-)
Bis Weihnachten werden wir auf dem Himbeerfeld arbeiten, vielleicht auch zwischendurch mal Blueberries pfluecken: Weihnachten selbst werden wir wohl wie Kiwis bei Sonnenschein am Strand feiern, Silvester wird in der Hauptstadt Wellington gefeiert! Darauf freuen wir uns seeeehr.
Danach werden wir uns wohl trennen, mal sehen. Es bleibt spannend. :-)
Das war's erst mal von der Insel. :) Viele Gruesse an Euch Lieben!!! :)
Neuseeland ist wunderbar und wunderschoen! Die Kiwis, wie sich die Bewohner dieses Eilandes mitten im Nirgendwo zu nennen pflegen, sind sehr freundlich, offen und alle sind erpicht darauf, dir einen tollen Aufenthalt zu verschaffen; wenn sie das nicht aktiv tun koennen, geben sie dir so viele Tipps wie moeglich.
Da es schwierig ist, irgendwo anzufangen, werde ich wohl einfach der Reihe nach gehen:
Ueber eine Woche verweilten wir drei in Auckland, wobei wir unseren "Papierkram" dort erledigten und auch schon bald genug hatten von dieser Stadt und dem Klassenfahrt-Flair unseres ersten Hostels, besetzt mit 90% Deutschen...
Nach zwei schoenen Tagen bei unseren deutschen Bekannten in Auckland (da haben wir doch tatsaechlich Huehnerfuesse gegessen) sollte unsere Reise nach Gisborne losgehen. Wir waren zugegebenermassen ziemlich aufgeregt, unsere erste Arbeitsstelle, eine WWOOFing-Farm zwischen "Gizzytown" und Te Karaka.
Die lange Busfahrt war sofort vergessen, als wir den romantischen Hof unserer Hosts erblickten, eine hundert Jahre alte weisse Villa. Begeistert waren wir vor allen Dingen von den fuenf Hunden: Perdy, Maggie, Ned, Putch und Izzy, welche uns freudig begruessten.
In den folgenden zweieinhalb Wochen arbeiteten wir nun also halbtags fuer unsere Unterkunft und unsere Mahlzeiten, Morgens und abends waren Schweine, Huehner und Enten zu fuettern, ansonsten kuemmerten wir uns um den Orchard (=Obstgarten), rissen mit aller Kraft Kletterpflanzen aus Baeumen...
John und Jen, die vor drei Jahren aus England nach Neuseeland ausgewandert sind, erfreuen sich eines mittlerweile einjaehrigen Sohnes, Charlie, der sogar mich erweichen konnte. ;-) Weniger lustig war zwar der Tag, an dem ich zum ersten Mal auf ihn aufpassen musste und er anfing zu weinen, aber nun ja..Jedenfalls habe ich jetzt gelernt, ein Baby zu troesten. An genanntem Tag gings fuer den kleinen Blondschopf auch gleich noch ins Krankenhaus: ein starker Husten besorgte Daddy John und so verbrachten wir drei ein paar Stunden im Wartezimmer im Gisborne Hospital.
Zurueckfahren durfte ich allein, das hat vielleicht Spass gemacht! Der Linksverkehr ist kein grosses Problem, auch in der Stadt nicht, da einfach nicht so viel Verkehr herrscht.
Nach einer Woche bekamen wir Zuwachs, zwei neue deutsche WWOOfer, denen wir es aber nicht so leicht machen wollten und uns als Daenin (Darleen), Schwedin (Luisa) und Russin (ich) vorstellten. Can u hear my Rrrrrrussian accent?
Dieses Spiel funktionierte perfekt, auch wenn wir zum Beispiel bei Fragen ueber das daenische Schulsystem ins Straucheln gerieten oder uns dummerweise etwas Deutsches herausrutschte, was die beiden aber nicht bemerkten...Ich war sehr froh, mich mit unseren russischen Austauschschuelern ueber Putin auseinandergesetzt zu haben, als ich ein Statement ueber Putin abliefern musste!
Falls bis dahin doch Zweifel ueber unsere Identitaet aufgetaucht sein wollte, machte unsere tschechischer Nachbar-Arbeiter diese wieder wett, als er zum Dinner erschien und perfekt mitspielte. ("You three met in a hostel in Auckland, friendship was made, it's like in a Hollywood movie, isn't it?!" ist nur einer seiner Saetze.)
Auf der Farm Lorne ging es aber nicht immer nur lustig, sondern auch mal blutig zu. Am Vortag hatten wir alle Schafe in einen Paddock getrieben, John suchte das Dickste aus. Dieses dicke Schaf stand nun mit geweiteten Augen allein in seinem Paddock, als John es packte und mit "Schmackes" seine Kehle durchtrennte. Es spritzte eigentlich erstaunlich wenig Blut.
Anschliessend wurde unser Abendessen fuer dem naechsten Abend aufgebrochen; wir halfen dabei. Schafsfett ist wirklich angenehm an den Haenden. :-)
Unsere Abende verbrachten wir oft mit Jen und John in ihrem Fernsehzimmer und schauten seltsame, aber unterhaltsame Filme mit ein paar Hunden auf den Sofas. Wahlweise besuchten wir Gabriele und Mary, ihren italienischen Bekannten und dessen philippinische Ehefrau zum BBQ (=Barbecue) und Spa-Pool-Relaxen oder sie kamen zu uns. Zwar sind alle vier keine Kiwis, aber an dieser Stelle moechte ich anmerken, dass Grillen hier gleich nach Rugby Nationalsport ist! Ein Barbecue geht IMMER!
Die Wochen auf der Farm Lorne waren also sehr schoen und auf noch ziemlich wohlbehuetet, wenn man das so sagen kann. :-)
Mit unseren beiden deutschen Freunden (die uns unser Spiel gluecklicherweise nicht uebel genommen haben) fuhren wir die East Cape hoch, bis zum Lottin Point. Dort sprangen Christian, Luisa und ich abends todesmutig in den eiskalten Pazifik und sammelten einige huebsche, schillernde Muscheln.
Unser wettergegerbter Herbergsvater kam 1956 aus Daenemark in dieses Land und grub fuer uns ein wenig seiner verschollenen Deutschkenntnisse aus.
Es folgte eine Woche Aufenthalt in der "Hicks Bay Motel Lodge", einer Hotelanlage in the Middle of Nowhere. Hier "wwooften" wir noch einmal und brachten dabei Beete und Buesche rund um den Pool auf Vordermann, wofuer wir einige Aggression aufwenden mussten, aber gleichzeitig Spass gemacht hat, da wir uns ja unterhalten konnten. Hard yakka (=work)!
Der Strand war wirklich zauberhaft, ebenso der Wald um das Motel herum.
Die Inhaber der Lodge, Jody, vor 20 Jahren aus Wisconsin ans East Cape gezogen, und John (ja, John heisst hier wirklich jeder...), ein waschechter Kiwi, waren sehr lieb und sehr besorgt um unser leibliches Wohl; morgens durften wir uns in der Restaurant-Kueche bedienen, Lunchpakete bekamen wir von unserem Lieblingskoch geschmiert und Dinner wurde serviert. Wir freuten uns wie Honigkuchenpferde!
Nur ein einziges Mal wurde uns das gute Essen zum Verhaengis...
John junior geht zur See zum Fischen und Jody hatte die glorreiche Idee, dass wir doch mal mitfahren koennten. Wir waren gleich Feuer und Flamme und sprangen wirklich motiviert um vier Uhr morgens aus unseren federweichen Betten, um um halb sechs in See zu stechen.
Nach einem guten Fruehstueck (man weiss ja nie, ein Tag kann ja lang werden) fuhr uns John senior hinunter zur Bay und wir erklommen (ja, das war gar nicht so einfach) das Fischerboot, das einen strengen Geruch verstoemte. Wir wurden bis zum Ufer gezogen und -schwups!- waren wir auch schon im Wasser. Wir hatten nicht erwartet, dass das Boot SO sehr wackelt!
Anfangs lachten wir uns noch halb tot über das Auf und Ab des Bootes, doch irgendwann war uns wirklich nur noch speiübel. Ich sage euch, mir war noch NIE SO schlecht! ;-)
Nach 4 langen Stunden (wobei die letzten 2 schon wirklich fast erträglich waren) setzte uns die Crew an einer Bay ab, ab aufs Dach und auf die Felsen gesprungen. Zum Glück stand der "Lütte" (John junior, so alt wie wir) unten und fing uns regelrecht auf.
Wir waren so müde und durchgeschuettelt, dass wir uns einfach ins Gras legten und einschliefen. Auch der Nieselregen ließ uns nicht aufstehen, erst der darauffolgende Platzregen sorgte dafür, dass wir uns unter einen großen Baum trollten.
Die Fahrt zurück glich einer Art Achterbahnfahrt, so stürmisch war die See. Wir waren aber bester Stimmung, denn es war ja ein Ende in Sicht! In den Boxen klapperten die Hummer vor sich hin; Luisa und ich trauten uns sogar, einen zu halten. Auch der Anblick der gefangenen Tintenfische konnte mir nichts mehr anhaben..
Am nächsten Tag sind wir noch mal so früh raus, um mit Jodys Auto zum East Cape Lighthouse zu fahren; wir wollten als Erstes auf der Welt die Sonne sehen. Als wir -etwas verspätet- die letzten Stufen (welche durch dschungelartigen Wald führten) hinaufsprangen, saßen schon ein paar Leute oben und andächtig beobachteten wir, wie sich die Sonne über dem Horizont erhob. Danach frühstückten wir drei auf unserer Decke. :)
Jody war sehr darauf bedacht, uns etwas von der lokalen Kultur mitzugeben, weshalb sie uns enthusiastisch zur "Flower Show" ins nächste Örtchen Te Araroa brachte und uns am "Marae", Versammlungshaus, rausließ. Die ominöse "Flower Show" entpuppte sich als "Wer-backt-das-beste-Brot-strickt-die-schönsten-Schals-züchtet-den-besten-Broccoli-oder-malt-am-schönsten-Steine-bunt-an"-Ausstellung, ziemlich skurril für uns! ;)
Weniger skurril, aber trotzdem fremd war das "Wharenui", das typische Versammlungshaus, welches uns ein weißer alter Kiwi zeigte und erklärte. Das war wirklich interessant!
Maori (die hier eher "Maari" ausgesprochen werden) und auch Kiwis gegenüber muss man manchmal wirklich deutlich werden, z.B. hat es abends laut gegen unsere Tür und Fenster gebollert; Darleen hatte ziemlich Schiss und ich fasste mir ein Herz, ging zur Tür und rief: "WHAT DO YOU WANT??!!", woraufhin die beiden Typen erschrocken zurückwichen, sie hatten uns nur auf ein Bier einladen wollen. Ich erklärte ihnen, dass das auch höflicher geht.
Den Hummer haben wir übrigens auch probiert; war wirklich schmackhaft, aber fuer teuer Geld wuerde ich ihn nicht kaufen. ;-)
Der Transport aus Middle of Nowhere, Hicks Bay, gestaltete sich schwieriger als gedacht! Wir wussten nicht, dass wir unser Busunternehmen am Abend vorher noch mal hätten erinnern müssen, dass wir mitfahren wollen..
Jody schaffte es, ein neuseeländisches Rentnergrüppchen für uns zu gewinnen, das uns bereitwillig mit nach Gisborne nahm. Jedes Mädchen in ein Auto und ab ging die Post! :-)
Die waren sooo lieb, wollten tausend Sachen wissen, gaben uns Essen aus..Wir hielten mal hier, mal dort, u.a. in Tikitiki, wo wir nach einer kiwitypischen Pie eine kleine Kirche, die stolz auf einem Hügel stand, besuchten. Ich war ziemlich erstaunt, denn erwartet hatte ich kühle Steinmauern, stattdessen erblickte ich Maori-Schnitzereien an Bänken, Wänden und der Decke. Wirklich seltsam, diese beiden Kulturen derart vermischt zu sehen! Ein kleiner, barfüßiger (wie immer) Maori, der uns draußen gesehen hatte, kam herein und erzählte uns gerne über die Architektur und Geschichte dieses fuer Neuseeland wahrhaft historischen Gebäudes (1926 erbaut). Besonders fand ich auch das Kirchenfenster, auf dem ein blonder Jesus mit zwei Maori-Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg abgebildet war.
Die meisten Maori sind katholisch (bzw. gehören der anglikanischen Kirche an), deshalb dieser Mix.
Die Fahrt war also sehr unterhaltsam! Zwischendurch hielten wir auch an der Tolaga Bay, sehr schöner Strand dort. :)
In Gisborne uebernachteten wir eine Nacht im YHA (einem Hostel) und am nächsten Tag ging's dann weiter nach Napier, anschließend nach Hastings. Napier ist WUNDERBAR! WUNDERSCHÖN! Dorthin wollten wir ja eigentlich, aber alle Working Hostels sind schon voll. Hastings ist aber auch wirklich nett. Nach Napier haben wir dann einen Tagesausflug gemacht und waren begeistert; :-)
Im Hostel wohnten am Anfang außer uns ein Südkoreaner, sechs Tschechen (3 Jungs, 3 Mädels), ein Belgier, ein Kiwi, ein Brasilianer, zwei Maori und eben ein paar Deutsche. Mit dem Kiwi, Cory aus Christchurch, habe ich mich einmal sage und schreibe 8 Stunden unterhalten. Das hat sooo viel Spaß gemacht! Heimweh bekommt man wenn eigentlich nur unter Deutschen.
Mittlerweile ist nur noch mein Kiwi-Kumpel Cory von der Anfangsbesetzung uebriggeblieben; es wohnen nun ein paar Chinesen, zwei Tschechen, zwei Amerikaner, ein Deutscher und bestimmt zehn Arbeiterinnen von Fiji mit uns im Hostel. Alles ist ziemlich harmonisch und angenehm.
Einen Job haben wir hier in der Hawke's Bay auch gefunden; wir pfluecken den lieben langen Tag Himbeeren! Hoert sich einfach an, ist auch nicht so anstrengend wie Apple Thinning, aber ist weit entfernt von Omas Himbeerbusch-Romantik!
Mittlerweile haben wir uns an die Akkordarbeit gewoehnt und haben nach 10 1/2 Stunden Arbeit gestern heute nur bis mittag gearbeitet. Ausserdem wurden wir als Belohnung richtig verwoehnt: Unser neuer Supervisor, wir vermuten ein Student, der einen "Ferien"job macht, spendierte jedem von uns ein Wassereis und der Orchard Manager, der uns zuvor mit Recht fuer unsere nicht ausreichenden Leistungen kritisiert hatte, liess eine Dose Cola fuer jeden springen. Das stimmte alle milde und alles war in Butter, wie man so schoen sagt. :-)
Nun freuen wir uns auf unseren "day off", unseren freien Tag, da wir uns seit ueber einer Woche noch keinen genommen haben. Unsere Arbeitsstelle schien ja anfangs noch recht unsicher, weil wir noch nicht so schnell waren, und deshalb wollten wir erst mal moeglichst viel verdienen.
Die Arbeit ohne freien Tag und die Stunde Radfahren zum Orchard jeden Tag sitzen einem aber schon in den Knochen. Die Sonne ist auch nicht zu unterschaetzen! In Deutschland wuerde man es wohl Hochsommer nennen, hier ist es noch Fruehling! Aber der Mensch gewoehnt sich ja an Vieles, so wohl auch an dieses. :-)
Bis Weihnachten werden wir auf dem Himbeerfeld arbeiten, vielleicht auch zwischendurch mal Blueberries pfluecken: Weihnachten selbst werden wir wohl wie Kiwis bei Sonnenschein am Strand feiern, Silvester wird in der Hauptstadt Wellington gefeiert! Darauf freuen wir uns seeeehr.
Danach werden wir uns wohl trennen, mal sehen. Es bleibt spannend. :-)
Das war's erst mal von der Insel. :) Viele Gruesse an Euch Lieben!!! :)
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