Freitag, 28. Juni 2013
No more mucking around, aye? Let's explore the rugged West Coast, man!
"A real West Coaster catches fish with his hands/spends his holidays at home working/has got lush rainforest at his backyard" und unzählige andere Sprüche charakterisieren den so hartgesottenen, aber doch so gutherzigen Bewohner Neuseelands Westküste. Männlich natürlich.
In diese Region, die regenreichste Neuseelands, brach ich nun auf. Neben mir saß eine blonde Vorzeigeamerikanerin, ausgenommen von ihrem durchaus ausgeprägten Intellekt, mit der ich mich durchweg unterhielt. Auf dem Weg in das Geisterdorf Blackball hielt der "Stray"-Bus u.a. an einer "seal colony". Auf den mächtigen, kantigen Felsen konnten wir die in der Sonne glänzenden Robben erkennen. Pretty awesome, dude.
Es folgte ein weiteres Highlight: Die Punakaiki Pancake Rocks! Felsen, die tatsächlich aussehen, als hätte eine höhere Macht graue, steinige Pfannkuchen aufeinandergestapelt und sie dem kleinen Menschen zur Betrachtung serviert. -
Es folgte einer der schönsten Straßenabschnitte Neuseelands - eine Straße, die in dem Sinne keinen hochgestochenen Namen besitzt (Bescheidenheit zählt übrigens auch zu den Stärken der West Coaster); sie wird oft mit der "Ocean Road" in Australien verglichen. Ohne Zweifel ist es beeindruckend, wenn der Ozean rechts der Straße gegen die Küste prallt und sich links die mit Regenwald bewachsenen Hügel des Paparoa-Nationalparks erheben. Wiederholt erklärte uns unser Fahrer "Seagull" (=Seemöwe), welch unwahrscheinliches Glück wir hätten, einen der so seltenen sonnigen, regenfreien Tage zu erwischen.

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Montag, 29. April 2013
GOLDEN BAY - Come, stay, play
Welch bahnbrechender, revolutionaerer Slogan, was? Da haben sich die schlauen Fuechse des Golden Bay Tourism aber nicht sonderlich viel Muehe gegeben, moegen die Einen sagen; die Anderen (die Pseudo-Marktforschungs-Schlauberger :D) wuerden wohl mit der unglaublichen Praegnanz dieses Slogans dagegenhalten, die sich aus Reim, Trikolon und Klimax zusammensetzt. Wahnsinn!
Genug davon. Der Slogan passt naemlich wirklich super zu dieser etwas weltfremden, entspannten Region, die vor allen Dingen Alternativen und dem Eskapismus Froehnenden eine beschauliche Plattform bietet. Das Leben scheint hier wirklich etwas simpler zu sein, langsamer auf jeden Fall.

In Motueka stieg ich spontan aus meinem Bus aus, suchte mir ein Hostel und buchte meinen Trip in die Golden Bay, die (wie ich vorher faelschlicherweise angenommen hatte) nicht nach ihren goldenen Straenden (die eben auch nicht vorhanden sind :D), sondern nach dem "Gold Rush" im 19. Jahrhundert benannt ist.

FAREWELL SPIT

Zunaechst fuhr ich mit einem der kleinen Busse der "Golden Bay Coachlines" bis nach Takaka, danach nach Collingwood. Dieses kleine, verschlafene Oertchen erinnerte im goldenen Licht der Abendsonne an eines dieser Doerfer in Westernfilmen.
Dort holte mich die Hostelbesitzerin des "Innlet(s)" ab, welches die Bezeichnung "Hostel" aufgrund seiner Schoenheit gar nicht verdient. Nicht nur liegt es mitten im Busch, umgeben von hellgruenen Nikaupalmen, sondern ist es auch an sich eine wahre Perle: Ein aeltere Villa mit massivem Holzboden und hohen Decken.
Am naechsten Tag schwang ich mich auf einen der ausleihbaren Drahtesel und radelte zum Farewell Spit, einer halbmondfoermigen Landzunge, derwegen ihres "birdlife" gehuldigt wird. Fair enough.
Aus meinem Hostel hatten alle diesen Ort schon aufgesucht, deshalb radelte ich alleine. Das war aber nicht schlimm, denn in Anbetracht der wilden Schoenheit der Natur Neuseelands braucht man auch nicht die ganze Zeit reden und geniesst einfach diese stille, zufriedene Zweisamkeit mit der Natur. Kitschig, aber wahr.
Nach zwoelf Kilometern auf einer geschwungenen Strasse direkt neben dem hellblau leuchtenden Meer sowie Kuhweiden und verstreuten, bunten Haeuschen erreichte ich den Farewell Spit. Dass ich hochrot im Gesicht war, stoerte mich eher weniger, denn: Sport adelt. Arbeit auch.
Der Strand selbst erinnerte mich ein wenig an die Ostsee, das Wasser eher grau und rau als blau und lau..Whoops.
Es gab einen Verbindungsweg zwischen den beiden Ufern der Landzunge, den ich erst mal passierte, bis mir einfiel, dass dahinter nur noch die eigens dafuer gedachten Fahrzeuge fuer die etwas gebrechlicheren Touristen des Eintritts befugt sind. Na jut.
Die Duenenlandschaft war unwirklich anmutend; als ob zwischen den beiden Ufern und Wassermassen die Zeit stillstaende. Gleich einer Mondlandschaft zogen sich die Duenen dahin. Grosstenteils waren sie sogar bewachsen.
Auf der anderen Seite empfing mich ein starker Wind, der mir ins Gesicht blies, ausserdem tieferer Sand, in dem meine nackten Fuesse einsanken. Die Sonne brannte immer noch und reflektierte sich in dem dunklen Wasser in einem gleissenden Silber.
Wo war denn nun der naechste Verbindungsweg, der mich wieder zurueckfuehren sollte? Oh, nevermind.
Ich war zwar von einem Jungen aus dem Hostel vorgewarnt worden, dass er es probiert und nicht geschafft haette, aber sooo schwer konnte es ja nun nicht sein, von einem Ende zum anderen zu kommen!-

Naja. Nachdem ich ueber einige bewachsene Duenen geklettert war, sah ich mich mit einem tatsaechlich ziemlich undurchdringbaren Buschwerk konfrontiert. ("Sowas haett's in Deutschland nicht jejeben!")
Nach einiger Zeit des "Das-kann-ja-wohl-nicht-wahr-sein"-Umherirrens fielen mir Viehgangeln in dem gelben Gras auf. Irgendwo mussten die ja auch hergekommen sein.
So folgte ich einer dieser Gangeln, bis sie direkt in einen dieser Buesche muendete. Also gut, Aussenwelt, ich gehe jetzt da rein. Was man sich alles einbildet und einredet, wenn man in der brennenden Sonne Neuseelands einen Ausweg aus einer in dem Moment ausweglosen Situation sucht. :D
Als ich die Zweige allerdings auseinanderbog, sah ich ein sich bewegendes Bein eines Tieres, welches zu gross fuer ein Schaf, aber zu klein fuer eine Kuh war. Mein von der Sonne erhitztes Gehirn sandte also nur ein Signal aus und mit klopfendem Herzen stolperte ich rueckwaerts und weg von diesem mysterioesen Ungeheuer.
Bei der naechstbesten Gelegenheit schluepfte ich in das Buschwerk hinein und es erbot sich mir ein ueberraschender sowie verzaubernder Anblick: Unter dem dunkelgruenen, struppigen Dach verbarg sich ein kleines Waeldchen, wie in einem Maerchen. Auf den knorrigen, jedoch duennen Staemmen wechselten
sich Licht und Schatten in einem wechselhaften Spiel ab.
Nachdem ich mich nach dem Rauschen des Ozeans auf der Binnenseite der Zunge orientiert hatte, trat ich aus dem Waeldchen auf eine Schotterstrasse. Hello civilisation. :-)

Nach einer Stunde Radfahren mit strammem Gegenwind (muss das denn sein?), kam ich wieder beim "Innlet" an, ziemlich "buggered" aufgrund unzureichender Kondition und nicht rechtzeitig erneuertem Sonnenschutz. Aber gluecklich.
Zuvor waren wir "zwangsumquartiert" worden; dagegen hatte allerdings niemand etwas einzuwenden, denn statt eines normalen Hostelzimmers (obwohl diese auch schon ausgesprochen stilvoll waren) hatte uns die Managerin in ein eigenes, kleines Holzhaus gesteckt! :)
Ueber eine hoelzerne Terasse betrat man ein Esszimmer mit Kueche. Zwei von den drei Schlafraeumen waren in die Giebel eingebaut, zu denen massive, hoelzerne Leitern fuehrten. Wir waren natuerlich "gobsmacked".
Abends sassen ein junges Schweizer Paar, zwei andere Schweizerinnen, eine Deutsche und ich am Tisch. Uns Deutschen zuliebe sprachen die Schweizer Hochdeutsch; ich hatte das Schwitzerduetsch vorher weder verstanden noch als Deutsch identifizieren koennen! :D
Die Aeltere der Schweizerinnen, um die 60, bereiste Neuseeland mit dem Fahrrad; das Paar Ende 20 befand sich (und befindet sich wohl immer noch) auf einer Weltreise durch Asien, Ozeanien und Suedamerika. Besonders fasziniert haben mich ihre Geschichten von den Pferderennen in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei! Naechstes Reiseziel steht fest. ;-) ;-)

TAKAKA: Swing Life Away in Rototai Drive 64

Welcome to Takaka, Hippie central.
Tatsaechlich befanden sich in dieser kleinen Stadt ueberproportional viele Menschen mit einer alternativen Lebensweise, sodass ich trotz aller Toleranz als stoerend empfand. :D Aber dazu spaeter.

Erst einmal schaffte ich es, mich in Takaka zu verlaufen bzw. einfach in die falsche Richtung zu laufen. Der Herrgott weiss, warum.
Mein Rucksack wurde immer schwerer, mir immer heisser und langsam fragte ich mich, ob ich eigentlich in die richtige Richtung ginge. Erst mal ne Pause, wa?
Dass mich einige Autofahrer etwas schraeg ansahen, waehrend ich meine Instant-Ni-Goreng-Noodles neben der Strasse trocken ass, war ihnen nicht zu verdenken. ;)
Schliesslich rief ich meinen neuen WWOOFing-Platz an und wurde auch prompt abgeholt. Guter Eindruck, wenn man sich gleich bei seiner Ankunft verlaeuft. :D
Bunt(er), dessen richtigen Namen ich gar nicht mehr weiss, kurvte nun mit seinem rot glaenzenden Pick-up in den Rototai Drive No. 64, home to the Wees: Geraldine and Gabrielle! Natuerlich nicht ohne einen Abstecher zum lokalen Wettbuero fuer Hunde- und Pferderennen.
Geraldine, chinesisch-malaiischer Herkunft, sah wesentlich juenger aus und zugebenermassen auch unfreundlicher als erwartet. Sie musterte mich mit einem recht kuehlen Blick, den ich mit der Tatsache abzutun versuchte, dass sie nie WWOOFer zuvor gehabt hatte.
Indeed, das Eis brach schnell, besonders als Bunt unter der Woche "on the road" war; dann waren sowohl Mutter als auch Tochter viel entspannter. Bunt ist nicht Gabrielles Dad und ueber Geraldines und seine Partnerschaft brauche ich an dieser Stelle glaube ich auch nicht viel zu sagen.
Meine Arbeit bestand darin, den Garten der Wees wieder auf Vordermann zu bringen, welches mir wirklich Spass bereitete. Gegen Spinnen aller Art bin ich jetzt auch gefeit...Vielleicht. Waehrend meines Grabens und Harkens waren mir schon einige nette Exemplare begegnet, aber die dicke, schwarze Spinne, die sich erdreistete, sich mit mir mein Zimmer teilen zu wollen, trieb es dann doch etwas zu weit. Mit der nervoesen Art, mit der Spinnenphobiker in Anwesenheit einer Spinne zu handeln pflegen, rearrangierte ich mein Bettzeug so, dass ich zumindest ihre Lageveraenderung observieren konnte. Wider Erwarten wurden wir echt gute Freunde...Oder zumindest duldeten wir die Anwesenheit des Anderen. Manch einer moechte einwerfen, dass es doch laecherlich sei, um die halbe Welt zu fliegen und dann Angst vor einem Insekt zu haben. Ja, das ist laecherlich. Deswegen habe ich mich ja auch mit ihr angefreundet...

Aber das hat meinen Aufenthalt dort natuerlich nicht weniger "enjoyable" gemacht; die Zeit mit den Wees war toll! Beim Abendbrot, das oft aus malaiischem Essen bestand, betrieben wir nicht nur den ueblichen Smalltalk, sondern schnitten auch Themen wie Schwangerschaft, Alkohol, Abtreibung, boyfriends etc an. Geraldine meinte zu mir, dass die 15-jaehrige Gab wohl nicht auf sie, aber vielleicht auf mich hoeren wuerde. Nicht, dass Gab jemand waere, der einen Moralapostel braeuchte. Aber ich merkte, dass sie -wie ihre Mutter meinte- eine Art grosse Schwester braeuchte, an der sie sich ein wenig orientieren kann.

Etwas fuer mich bisher Unbekanntes bot sich im Hause Wee dar: Geraldine sprach mit ihrer Tochter ausnahmslos Englisch! Ihr Akzent (trotz 20 Jahren in Neuseeland) ist nicht zu ueberhoeren; das ist einfach seltsam, wenn sie dann zu ihrer Tochter spricht, deren Muttersprache Englisch ist. Ohne Zweifel hat sie das zum Wohle ihrer Tochter so arrangiert, sprechen tut sie aber Chinesisch und drei malaiische Dialekte, welche Gab wiederum nur ganz bruchstueckchenweise versteht. Fakt ist auch, dass Geraldine nur Englisch lesen kann.
Ein weiterer Punkt, in dem sich zeigt, dass Geraldine ihrer Tochter das geben moechte, was sie nicht hatte, ist, dass Gab jede Woche zum "swimming club" geht, denn schwimmen hat ihre Mutter nie gelernt.
Geraldine ist eine bewundernswerte Person. Sie ist ausgesprochen huebsch und so lebendig, sodass ich immer gerne nach meiner Arbeit in die Stadt zu ihrem kleinen Cafe gelaufen bin und dort einen Kaffee getrunken habe. Sie ist eine Person, der man gerne hilft!

An einem Samstagabend fuhren sie, Bunt und ich zu Bekannten, die mitten auf einem Berg wohnen. Spectacular view, aber der Weg dorthin war lang und selbst fuer den Pick-up beschwerlich!
Diese Leute, ein Ehepaar mit zwei kleinen Jungens, hatten gerade eine schwedische WWOOFerin da, mit der ich den typischen Backpacker-Smalltalk betrieb (Wie lange bist du schon hier? Wie lange bleibst du noch? Wo warst du schon? Was machst du, wenn du zurueckgehst?). Leider hatten wir uns darueber hinaus nicht allzuviel zu sagen, aber daran schien sie auch nicht wirklich interessiert. Okay. ;-)

Als der ganze Garten auf Vordermann gebracht war (Habt ihr schon mal im Sommer in einem Gewaechshaus Unkraut gejaetet?! :D), durfte ich den alten Wohnwagen, der etwas schief und "out of place" so im Garten rumhing, von innen streichen. Die weisse Farbe bedeckte am Ende zwar nicht nur die Wand, aber das ist wohl immer so. :-)

Am Sonntag, meinem "day off", radelte ich zu einem nahegelegenen Islaenderhof. Der Besitzer ist Oesterreicher und sein Deutsch war schwerer zu verstehen als sein Englisch. Er und seine Frau wollten zu dem Zeitpunkt zwar keinen WWOOFer, aber ich konnte einfach so einen Tag kommen.
Die sechs Isis waren natuerlich ein Traum, doch sein Besitzer nervte mich nach einiger Zeit des Herumschwaermens von dem alten WWOOFer, einem anscheinend supertalentierten, allwissenden Maedchen mit eigener, selbst eingerittener Islaenderstute. Das ist toll und es ist schoen, dass es solche Leute gibt. Aber man muss auch mal merken, wann's gut ist...
In der Arena durfte ich drei Ponies reiten. Eins, bei dem man den Toelt "herausbekommen" musste, bei dem anderen den Trab anstelle des Toelt. Das dritte Pony wurde gerade eingeritten, das war wirklich ungewohnt. Ich bin noch nie auf einem Pferd/Pony geritten, das noch so unerfahren ist. War echt cool.
Danach ging's noch auf einen Ausritt am Strand! Da schlaegt das Reiterherz doch hoeher! :)
Insgesamt also doch ein schoener Nachmittag mit einem etwas hochnaesigen Besitzer. ;-)

- Die zehn Tage bei den Wees waren also wirklich sehr amuesant und auch lehrreich. Sie sind weder reich noch arrogant, erfrischend echt! Sie leben. Ihre Gedanken kreisen nicht um das teuerste Sofa, das neueste i-Phone oder die brandneue Lidschattenserie von Maxx Factor..
Geraldine legte mir ans Herz, mit Gab in Kontakt zu bleiben und das habe ich getan. :) Lots of love to them.


TAKAKA: Sarah and Neo

Schade, dass der Blog sich während meiner Bearbeitungszeit einfach selbst ausgeloggt und damit den ganzen langen Artikel gelöscht hat.
Also noch einmal von vorne!
Sarah, die mir als Pferdebesitzerin ans Herz gelegt wurde, holte mich bei den Wees ab und wir fuhren mit dem Jeep zu ihrem nicht weit entfernt liegenden kleinen Anwesen. Dieses zweistöckige Haus war allerdings mehr, als ich erwartet hatte: Strahlend weiß mit riesigen Fenstern schien es der bunten Welt vor seinen großen Augen einen freundlichen Blick zuzuwerfen. Dass ich dieses einladend dreinblickende Haus aber gar nicht bewohnen durfte, wurde mir wenig später eröffnet: Der Wohnwagen neben dem Haus sollte nun meine Heimstätte werden. Mich empfingen Häkeldeckchen und andere, verbotene Wohnwagen-Einrichtungsgegenstände, von denen mich meine krabbelnden Mitbewohner schließlich aber sowieso ablenkten. Dafür wurde ein Doppelbett ausgeklappt!
Gleich nach meiner Ankunft wurde der Mist von Cassy, Lucie und Diego, drei zufrieden auf der Koppel dahindösenden Pferden aufgesammelt, um ihn dann zu goldenen Talern zu machen - mit einem "Horse poo 2 $"-Schild an der Straße. Nach nur einem Tag waren alle dreißig Tüten verschwunden! Lukratives Geschäft.
Sarah, relativ hager, aus England eingewandert und Vegetarierin, bemühte sich wirklich um mich, doch trotzdem fühlte ich mich eher wie ein Puzzleteil, das nicht ganz in das Gesamtwerk zu passen vermag. Einen Vorwurf mache ich ihr natürlich nicht! Allein einen recht aufmerksamkeitsbedürftigen Neunjährigen, Neo, erziehend, mit der englischen Mutter, die jeweils ein halbes Jahr in London und Neuseeland lebt, kann man ruhig schon mal debil werden. Nur die ewig angespannte Stimmung, mit einer ordentlichen Portion Frust und midlife crisis angereichert, schlägt einem trotz jedem aufzubringenden Optimismus aufs Gemüt. Ein sich nachts auf gefühlte 5 °C abkühlender Wohnwagen wärmt da auch weder Äußeres noch Inneres auf.
Na, das englische Original aus London war dafür umso kommunikativer und fröhlicher und informierte mich während eines Strandspaziergangs mit Hund Amber auch eifrig über jegliche Familiendramen ihrer Sprösslinge.
Zwischen der komplizierten Sarah, dem quirligen Neo und der Gute-Nacht-Geschichten vorlesenden Oma krachte es nicht unbedingt selten und in diesen Momenten war ich meinem kalten Wohnwagen doch ganz dankbar.
Unkraut wollte herausgerissen (Gärtner-Aggressivität aktiviert!) und der Hühnerstall ausgemistet werden. Dass die Hühner mit meiner Idee, in ihr Territorium, ja, ihre Wohnstube, einzudringen, gar nicht einverstanden waren und dies auch mit lautem Krakeel und einigen missglückten Angriffen auf mich bekundeten, versteht sich von selbst. Ach, ihr armen Hühner WISST ja gar nicht, WIE gut es euch geht und wie wahnsinnig bio und überhaupt eure Eier sind. Also.
Für Kurzweil war aber auch hier gesorgt; eines freitagnachmittags machten Mutter, Sohn und ich uns in 3D-Kino nach Takaka auf - bemerkenswert, ein solches Kino in einem solch verschlafenen Ort! Nach der Vorführung der skurillen Zirkusshow "Cirque du Soleil" traten wir geblendet auf die Straße, immer noch schillernde und glitzernde, leidenschaftliche Artisten vor unserem inneren Auge tanzend.
Der anschließende, verordnete Spaziergang durch das Labyrinth hinterm Haus ("Neo, wouldn't you want to show Le-ouwnie the labyrinth behind the house?") gestaltete sich äußerst interessant. Was macht man denn mit einem neunjährigen Ninja-Krieger? Auf die Masche einsteigen, am besten. So turnten wir also durch das Labyrinth und fühlten uns wie echte Ninjas.
Samstagabend: PISCES PARTY! Sarah war restlos begeistert, mit ihrer besten Freundin "zum Tanz" gehen und sich mal wieder so richtig losschütteln zu können, und ich sollte doch auch mit! Zunächst war ich skeptisch; was sollte ich denn auf einer Party, auf der Leute in Sarahs Alter herumliefen? Während Sarah und ihre Freundin irgendwelche Kräuter zum Aufputschen konsumierten, überredete sie mich also doch.
Fasziniert lief ich hinter den beiden Frauen im Dunkeln her, die auf ein beleuchtetes Waldstück zusteuerten. Nach einem recht steilen Abstieg eröffnete sich mir tatsächlich eine Art künstliche und doch so natürliche Parallelwelt: Hohe Bäume wurden in Lila- und Grüntönen angestrahlt, die Bühne wurde in Rot und Grün getaucht. Das "chai tent" leuchtet schwach lila-bläulich, ein riesiges Lagerfeuer, dessen Flammen böse gen Himmel züngelten, flackerte und erleuchtete die Gesichter der Gäste. Und was für Gäste! Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich angenommen, es könne gar nicht sein, dass sich auf einem Fleck mehr alternative Menschen als auf dem "Farmer's Market" in Takaka versammeln könnten. Aber ja!
Gebannt beobachtete ich die plaudernde und sich bewegende Masse von Menschen mit klingelnden Fußreifen und Federn im Haar. Mein Blick fiel auf einen Mann, der sich Baumrinde ins Gesicht geschminkt hatte. Verwirrt wandte ich meinen Blick ab, kaufte mir etwas besorgt über die Ingredienzen einen Keks (diese Sorgen waren glücklicherweise unbegründet) und setzte mich unentschlossen ans Feuer und beobachtete die Meute drumherum. War ich denn die einzige halbwegs normale Person auf dieser Party?
Bald traf ich eine Gruppe amerikanischer Studenten, die Rettung des Abends und sehr unterhaltsam. Für diesen absolut alternativen, oszillierenden Abend bin ich Sarah sehr dankbar. :-)

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Freitag, 19. April 2013
Wo Robben und Meerjungfrauen zu Hause sind - Der Abel Tasman National Park
Allem voran erst mal eine Entschuldigung dass mein letzter Eintrag schon wieder sooo weit zurueck liegt!

Nach der schoenen Zeit in Blenheim holte mich der Stray-Bus Richtung Abel Tasman National Park ab. In Picton, dem Ort, an dem die Faehren von der Nordinsel anlegen, stieg ich um. Der neue Bus fuellte sich zusehends.
Auf unserem Weg nach Nelson durfte ein wine tasting natuerlich nicht fehlen! Der sogenannte "Sandfly Express", nach dem Fahrer "Sandfly" benannt, hielt leider nur sehr kurz und so war das tasting nicht sonderlich elegant.
In Marahau schliefen wir in grossen Zelten fuer jeweils fuenf Mann, allerdings mit Betten ausgestattet (jaja, die Luxuscamper).
In diesen Nationalpark reist man entweder, um Kajak zu fahren oder sich beim Coastal Walk von der tropisch anmutenden Szenerie verzaubern zu lassen. Wir taten Ersteres; leider war meine Kajakpartnerin, Stef aus Australien, voellig unbewandert und auch nicht sehr kraeftig, sodass ich nicht nur fuer unsere Richtung, sondern auch wesentlich fuer unser Vorankommen verantwortlich war. Blow, wuerde der Kiwi an dieser Stelle sagen.
Aber das kann dem unbeugsamen Geist des Naturfreundes ja gar nichts anhaben, stimmt's? Unser angestrengtes Paddeln wurde bald am Adele Island belohnt: Zahlreiche Robbem tollten sich in dem tuerkisblauen Wasser, andere faulenzten auf den weissen Felsen. Was fuer eine Freude! Die quirligen Tierchen schwommen und tauchten nur circa zwei Meter von unserem Kajak entfernt. Eine Robbe sah mich mit ihren schwarzen, glaenzenden Augen direkt an, als wolle sie mir einen Vorwurf machen, dass ich mich zu sehr ueber die wogende See und meinen flauen Magen geaergert hatte, anstatt die Natur um mich herum zu bestaunen. Recht hatte sie!
Anschliessend befanden wir, dass es Zeit fuer eine Mittagspause sei und steuerten auf die "Observation Point" Bay zu. Zusammen mit ein paar Jungs aus unserer Gruppe verzehrten wir unsere lunches und stuerzten uns in das einladend klare, schimmernde Wasser, das unsere kleine, traumhafte Bucht mit ihrem goldenen Sand langsam flutete. Ich schwamm in dem erfrischenden Nass und fuehlte mich selbst wie eine Robbe. Dann kletterte ich vom Wasser aus auf die Felsen, an denen es sich brach. Fuesse und Haende etwas aufgeschuerft, aber egal. Es war einfach ein toller Moment, auf den Felsen zu stehen und diese unwirklich schoene, traeumerische, und doch gleichzeitig kraftvolle Szenerie zu beobachten. Wenn irgendwo eine Meerjungfrau mit prachtvoll schillernden Schuppen aufgetaucht waere, haette es mich nicht gewundert.

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