Freitag, 21. Dezember 2012
Hastings, Himbeeren und Hokey Pokey
Sechs Wochen sind im Örtchen Hastings wie im Flug vergangen! Fünf Wochen Himbeeren pflücken ebenso.

Auf unserem kleinen, aber feinen Raspberry Orchard sahen wir uns zunächst mit einer chinesischen Aufseherin konfrontiert, welche augenscheinlich ihre Landsleute, die mit uns die Arbeit begonnen hatten, bevorzugte. Wir wurden dafür umso öfter zurechtgewiesen..
Anfangs arbeiteten wir auch nicht sonderlich lang, meist nur halbtags, da der Orchard nicht mehr hergab. Bereits nach einer Woche änderte sich das aber schlagartig und wir krauchten auch mal 11 1/2h durch den "jungle", wie wir alle die dichten Reihen nannten.
Jedenfalls hatten wir feste Pausen, was bei den Blueberries nicht der Fall ist; dort darf man sich seine Pausen selbst aussuchen, aber so lang Pause wie wir (insgesamt eine Stunde am Tag: zwei sog. Smokos morgens und nachmittags und eine halbe Stunde Lunch) haben die Arbeiter dort leider nicht.

Schon nach einer Woche kam ein wahrer Sonnenschein auf unsere Arbeitsstelle: Daniel, 28, unser neuer Supervisor, der zwar ungefähr so viel Ahnung von Himbeeren hatte wie wir, der uns aber mit seinen Späßen und seinem unermüdlichen Sarkasmus den Tag versüßte. Selbst bei unseren Himbeerschlachten, die aus reiner Sehnsucht nach dem Feierabend entstanden, nahm er teil. 
Das war wirklich ein Lichtblick! Auch er, studierter Mann, verlässt die Company nach der Saison.
Meist bestand unser Team aus ca. 13 Leuten, mal mehr (Höchstzahl 25, als Daniel einen kurzen Tag machen wollte), mal weniger (um die 10 -> seeehr langer Tag). Das ist alles gar nicht zu vergleichen mit den Blueberries; um die 300 Arbeiter sind dort beschäftigt.
Außer Daniel und den Maori sprach niemand Englisch muttersprachlich; anfangs arbeitete noch ein deutsches Paar mit uns, dazu Chinesen, Vietnamesen, ein Malaie, ein Junge von den Salomonen und ein Mädchen aus Singapur.
Besonders heiß ersehnt waren natürlich unsere day offs, unsere freien Tage, die wir meist in Hastings-City oder mit unserer Reiseplanung verbrachten.

Unser Hostel beherbergt nach wie vor alle verschiedenen Nationalitäten, mittlerweile haben auch Kanadier, Franzosen, Chilenen und viele Andere hier geschlafen.
Vor bestimmt drei Wochen sind hier zehn Arbeiterinnen von Fiji eingezogen, deren gute Laune richtig angenehm ist, auch wenn das lauthalse Lachen einen morgens wirklich aus dem Schlaf reißen kann. 
;-)
Mit Cory habe ich Einiges hier unternommen, soweit es die Arbeit zuließ; wir haben Radtouren durch Hastings gemacht, uns den neuen James Bond sowie Breaking Dawn im Kino angesehen..Außerdem durfte ein Besuch bei Neuseelands ältester Eiskette, Rush Munro's, nicht fehlen, denn dort gibt es HOKEY POKEY, eine sehr beliebte Eissorte, die uns schon unsere Rentnertruppe auf dem Weg von Hicks Bay nach Gisborne empfohlen hatte. Bestehend aus Vanilleeis und den sagenumwobenen "Hokey Pokeys", kleinen knusprigen Karamellklumpen, ist dieses Eis natürlich hochgradig kariesfördernd, aber eben auch hochgradig süchtigmachend! :-) Das nachgemachte Hokey Pokey aus dem Supermarkt kommt da nicht ran.
Lecker ist auch Feijoa-Eiscreme; die Feijoa kommt auf der Beliebtheits- und Bekanntheitsskala gleich nach der Kiwifrucht.
Apropos Kiwi, neben den "normalen" grünen Kiwis werden hier auch gerne "Golden Kiwi Fruits" gegessen, eine Züchtung, dessen Fruchtfleisch gelblich und relativ süß ist. :)

Zudem wurden Cory und ich an einem Nachmittag ganz spontan zu einem Neighbourhood Barbecue eingeladen, als wir seine Bekannten, ein älteres Ehepaar, besuchten. Die ganze Rasselbande aus der Nachbarschaft war da und prompt fanden wir uns in einem Netball-Spiel gegen ein paar kampfeswütige Kinder wieder! (Netball ist sozusagen die weibliche Version des Basketball.)
Da wir ihnen wirklich eine Chance ließen und meine Netball-Kapazitäten auch nicht zum Besten standen (die Sonne hat echt geblendet! ;-)), zogen uns die Kleinen doch tatsächlich ab! Das konnten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen und nach einer kurzen Pause hatten sowohl unsere kleinen Herausforderer als auch unser "Adults"-Team ihre Mannschaft aufgestockt und mit etwas Glück gewannen wir dann doch die zweite Runde. ;-)

Da man hier ja um sportliche Tätigkeiten nicht herum kommt (kleiner Scherz, deswegen bin ich ja u.a. auch hier), haben Cory und ich uns die "Te Mata Peak" vorgenommen, die auch "sleeping giant" genannt wird, da ihre Umrisse wie der Körper eines schlafenden Riesen aussehen. ("Te Mata" bedeutet auf Maori "Der Riese".)
So sind wir also nach einem unerwartet frühen Feierabend in Richtung Havelock North geradelt, ein schöner, künstlerischer Nebenort. Bis zur Stadtmitte war auch alles locker, flockig, bis die steile Straße zur Bergspitze begann. Wir strampelten so gut wir konnten, brauchten aber schließlich doch einige Schiebepausen.
Bis zum ominösen "car park", wo wir unsere Räder abschließen konnten, war es weiter als gedacht und wir kamen höchst erschöpft und höchst erleichtert dort an, weil wir endlich auf unsere Füße umsteigen konnten. Nach ca. einer Dreiviertelstunde Fußmarsch durch native forest und Pfade über Schafswiesen erreichten wir die Spitze und genossen den Ausblick auf die gesamte Hawkes Bay. Unser Blick schweifte über den türkisblauen Pazifik, an dessen geschwungener Küstenlinie wir Napier erkennen konnten, Farmland, den Tukituki River und das im Schachbrettmuster angelegte Hastings.  Besonders schön fand ich den Blick auf die im Abendlicht so weich aussehenden Hügel, die durch das trockene Gras eine beige Farbe bekamen. 
Erstaunt hat mich mal wieder der Sportfanatismus der Kiwis; alle paar Minuten kamen einige eifrige, verschwitze Radfahrer die steile Straße hochgefahren oder Jogger kamen schwer atmend um die Kurve. 
Wir nahmen einen anderen Weg zurück, aber weiterhin vorbei an friedlich grasenden Schafen. Naja, zumindest so lange friedlich, bis der Bock uns bemerkte..
Die Rückfahrt war natürlich "pretty amazing", nur etwas zu kurz. ;-) Der Affenzahn, den wir draufhatten, entschädigte zusammen mit dem schönen Ausblick für den steilen Aufstieg. :) 

Schon übermorgen geht die Reise weiter! Unsere Weihnachtspläne haben sich geändert: Darleen ist heute nach Auckland zu unseren deutschen Bekannten Wahlmanns geflogen, um dort Weihnachten zu feiern. Luisa und ich wollten 1. Heimweh vermeiden (denn das befällt einen ja unweigerlich bei einem deutschen Weihnachtsfest) und 2. unser erstes Weihnachten overseas stilecht am Strand feiern. Luisa feiert am Ocean Beach mit ein paar deutschen Jungs; für mich heißt es Christmas Holidays im sonnigen Nelson auf der Südinsel, denn dort hat Cory studiert. Darauf bin ich gespannt und freue mich sehr darauf! 

Weihnachtsstimmung selbst kommt hier kaum auf, auch wenn die Straßen und öffentlichen Plätze geschmückt sind, Friseursalons ihre Fenster mit Schneeflocken bemalen, Plastik-Santa-Claus mitsamt Schlitten und Rentierschar auf einen hinunterblickt oder die Verkäuferinnen im Supermarkt zu lebenden Weihnachtsbäumen mutieren und sich in Form von Ohrringen oder Ketten mit glitzernden Sternen, Engeln, kleinen Girlanden oder Tannebäumchen behängen. :-) 
Ganz verträumt könnte man werden, wenn man abends in die Stuben blickt und hinter dem ein oder anderen Fenster einen verheißungsvoll funkelnden Weihnachtsbaum erblickt. (Ich möchte das nur ungern anmerken, weil ich diese Vorstellung nicht zerstören will, aber in Neuseeland sind Kerzen am Baum verboten, weshalb nur elektrische Lichter verwendet werden. Ist aber aus der Ferne eh genauso schön! :)) 

Morgen ist Luisas und mein letzter Arbeitsstag bei Gourmet Blueberries, der schon allein deswegen relativ entspannt wird, weil uns unsere drei Lieblingschinesen mitnehmen. 
Weihnachten stimmt die Leute auf der Arbeit fröhlich und deswegen wurden wir heute auch genötigt, eine Pavlova, einen kiwitypischen Kuchen, der fast nur aus Zucker und Eischnee besteht, mitzunehmen, weil den ja sonst keiner gegessen hätte. Dessen waren wir uns zwar nicht so sicher, freuten uns aber über das Geschenk. :-)

Ich wünsche Euch frohe Weihnachten, besinnliche Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! :-) 
Eure Leonie

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Dienstag, 27. November 2012
Kia ora!
Nun sind schon bald zwei Monate vorueber in diesem Land of milk and honey.
Neuseeland ist wunderbar und wunderschoen! Die Kiwis, wie sich die Bewohner dieses Eilandes mitten im Nirgendwo zu nennen pflegen, sind sehr freundlich, offen und alle sind erpicht darauf, dir einen tollen Aufenthalt zu verschaffen; wenn sie das nicht aktiv tun koennen, geben sie dir so viele Tipps wie moeglich.
Da es schwierig ist, irgendwo anzufangen, werde ich wohl einfach der Reihe nach gehen:
Ueber eine Woche verweilten wir drei in Auckland, wobei wir unseren "Papierkram" dort erledigten und auch schon bald genug hatten von dieser Stadt und dem Klassenfahrt-Flair unseres ersten Hostels, besetzt mit 90% Deutschen...
Nach zwei schoenen Tagen bei unseren deutschen Bekannten in Auckland (da haben wir doch tatsaechlich Huehnerfuesse gegessen) sollte unsere Reise nach Gisborne losgehen. Wir waren zugegebenermassen ziemlich aufgeregt, unsere erste Arbeitsstelle, eine WWOOFing-Farm zwischen "Gizzytown" und Te Karaka.
Die lange Busfahrt war sofort vergessen, als wir den romantischen Hof unserer Hosts erblickten, eine hundert Jahre alte weisse Villa. Begeistert waren wir vor allen Dingen von den fuenf Hunden: Perdy, Maggie, Ned, Putch und Izzy, welche uns freudig begruessten.
In den folgenden zweieinhalb Wochen arbeiteten wir nun also halbtags fuer unsere Unterkunft und unsere Mahlzeiten, Morgens und abends waren Schweine, Huehner und Enten zu fuettern, ansonsten kuemmerten wir uns um den Orchard (=Obstgarten), rissen mit aller Kraft Kletterpflanzen aus Baeumen...
John und Jen, die vor drei Jahren aus England nach Neuseeland ausgewandert sind, erfreuen sich eines mittlerweile einjaehrigen Sohnes, Charlie, der sogar mich erweichen konnte. ;-) Weniger lustig war zwar der Tag, an dem ich zum ersten Mal auf ihn aufpassen musste und er anfing zu weinen, aber nun ja..Jedenfalls habe ich jetzt gelernt, ein Baby zu troesten. An genanntem Tag gings fuer den kleinen Blondschopf auch gleich noch ins Krankenhaus: ein starker Husten besorgte Daddy John und so verbrachten wir drei ein paar Stunden im Wartezimmer im Gisborne Hospital.
Zurueckfahren durfte ich allein, das hat vielleicht Spass gemacht! Der Linksverkehr ist kein grosses Problem, auch in der Stadt nicht, da einfach nicht so viel Verkehr herrscht.

Nach einer Woche bekamen wir Zuwachs, zwei neue deutsche WWOOfer, denen wir es aber nicht so leicht machen wollten und uns als Daenin (Darleen), Schwedin (Luisa) und Russin (ich) vorstellten. Can u hear my Rrrrrrussian accent?
Dieses Spiel funktionierte perfekt, auch wenn wir zum Beispiel bei Fragen ueber das daenische Schulsystem ins Straucheln gerieten oder uns dummerweise etwas Deutsches herausrutschte, was die beiden aber nicht bemerkten...Ich war sehr froh, mich mit unseren russischen Austauschschuelern ueber Putin auseinandergesetzt zu haben, als ich ein Statement ueber Putin abliefern musste!
Falls bis dahin doch Zweifel ueber unsere Identitaet aufgetaucht sein wollte, machte unsere tschechischer Nachbar-Arbeiter diese wieder wett, als er zum Dinner erschien und perfekt mitspielte. ("You three met in a hostel in Auckland, friendship was made, it's like in a Hollywood movie, isn't it?!" ist nur einer seiner Saetze.)
Auf der Farm Lorne ging es aber nicht immer nur lustig, sondern auch mal blutig zu. Am Vortag hatten wir alle Schafe in einen Paddock getrieben, John suchte das Dickste aus. Dieses dicke Schaf stand nun mit geweiteten Augen allein in seinem Paddock, als John es packte und mit "Schmackes" seine Kehle durchtrennte. Es spritzte eigentlich erstaunlich wenig Blut.
Anschliessend wurde unser Abendessen fuer dem naechsten Abend aufgebrochen; wir halfen dabei. Schafsfett ist wirklich angenehm an den Haenden. :-)

Unsere Abende verbrachten wir oft mit Jen und John in ihrem Fernsehzimmer und schauten seltsame, aber unterhaltsame Filme mit ein paar Hunden auf den Sofas. Wahlweise besuchten wir Gabriele und Mary, ihren italienischen Bekannten und dessen philippinische Ehefrau zum BBQ (=Barbecue) und Spa-Pool-Relaxen oder sie kamen zu uns. Zwar sind alle vier keine Kiwis, aber an dieser Stelle moechte ich anmerken, dass Grillen hier gleich nach Rugby Nationalsport ist! Ein Barbecue geht IMMER!

Die Wochen auf der Farm Lorne waren also sehr schoen und auf noch ziemlich wohlbehuetet, wenn man das so sagen kann. :-)

Mit unseren beiden deutschen Freunden (die uns unser Spiel gluecklicherweise nicht uebel genommen haben) fuhren wir die East Cape hoch, bis zum Lottin Point. Dort sprangen Christian, Luisa und ich abends todesmutig in den eiskalten Pazifik und sammelten einige huebsche, schillernde Muscheln.
Unser wettergegerbter Herbergsvater kam 1956 aus Daenemark in dieses Land und grub fuer uns ein wenig seiner verschollenen Deutschkenntnisse aus.

Es folgte eine Woche Aufenthalt in der "Hicks Bay Motel Lodge", einer Hotelanlage in the Middle of Nowhere. Hier "wwooften" wir noch einmal und brachten dabei Beete und Buesche rund um den Pool auf Vordermann, wofuer wir einige Aggression aufwenden mussten, aber gleichzeitig Spass gemacht hat, da wir uns ja unterhalten konnten. Hard yakka (=work)!
Der Strand war wirklich zauberhaft, ebenso der Wald um das Motel herum.
Die Inhaber der Lodge, Jody, vor 20 Jahren aus Wisconsin ans East Cape gezogen, und John (ja, John heisst hier wirklich jeder...), ein waschechter Kiwi, waren sehr lieb und sehr besorgt um unser leibliches Wohl; morgens durften wir uns in der Restaurant-Kueche bedienen, Lunchpakete bekamen wir von unserem Lieblingskoch geschmiert und Dinner wurde serviert. Wir freuten uns wie Honigkuchenpferde!

Nur ein einziges Mal wurde uns das gute Essen zum Verhaengis...
John junior geht zur See zum Fischen und Jody hatte die glorreiche Idee, dass wir doch mal mitfahren koennten. Wir waren gleich Feuer und Flamme und sprangen wirklich motiviert um vier Uhr morgens aus unseren federweichen Betten, um um halb sechs in See zu stechen.
Nach einem guten Fruehstueck (man weiss ja nie, ein Tag kann ja lang werden) fuhr uns John senior hinunter zur Bay und wir erklommen (ja, das war gar nicht so einfach) das Fischerboot, das einen strengen Geruch verstoemte. Wir wurden bis zum Ufer gezogen und -schwups!- waren wir auch schon im Wasser. Wir hatten nicht erwartet, dass das Boot SO sehr wackelt!
Anfangs lachten wir uns noch halb tot über das Auf und Ab des Bootes, doch irgendwann war uns wirklich nur noch speiübel. Ich sage euch, mir war noch NIE SO schlecht! ;-)
Nach 4 langen Stunden (wobei die letzten 2 schon wirklich fast erträglich waren) setzte uns die Crew an einer Bay ab, ab aufs Dach und auf die Felsen gesprungen. Zum Glück stand der "Lütte" (John junior, so alt wie wir) unten und fing uns regelrecht auf.
Wir waren so müde und durchgeschuettelt, dass wir uns einfach ins Gras legten und einschliefen. Auch der Nieselregen ließ uns nicht aufstehen, erst der darauffolgende Platzregen sorgte dafür, dass wir uns unter einen großen Baum trollten.
Die Fahrt zurück glich einer Art Achterbahnfahrt, so stürmisch war die See. Wir waren aber bester Stimmung, denn es war ja ein Ende in Sicht! In den Boxen klapperten die Hummer vor sich hin; Luisa und ich trauten uns sogar, einen zu halten. Auch der Anblick der gefangenen Tintenfische konnte mir nichts mehr anhaben..
Am nächsten Tag sind wir noch mal so früh raus, um mit Jodys Auto zum East Cape Lighthouse zu fahren; wir wollten als Erstes auf der Welt die Sonne sehen. Als wir -etwas verspätet- die letzten Stufen (welche durch dschungelartigen Wald führten) hinaufsprangen, saßen schon ein paar Leute oben und andächtig beobachteten wir, wie sich die Sonne über dem Horizont erhob. Danach frühstückten wir drei auf unserer Decke. :)
Jody war sehr darauf bedacht, uns etwas von der lokalen Kultur mitzugeben, weshalb sie uns enthusiastisch zur "Flower Show" ins nächste Örtchen Te Araroa brachte und uns am "Marae", Versammlungshaus, rausließ. Die ominöse "Flower Show" entpuppte sich als "Wer-backt-das-beste-Brot-strickt-die-schönsten-Schals-züchtet-den-besten-Broccoli-oder-malt-am-schönsten-Steine-bunt-an"-Ausstellung, ziemlich skurril für uns! ;)
Weniger skurril, aber trotzdem fremd war das "Wharenui", das typische Versammlungshaus, welches uns ein weißer alter Kiwi zeigte und erklärte. Das war wirklich interessant!
Maori (die hier eher "Maari" ausgesprochen werden) und auch Kiwis gegenüber muss man manchmal wirklich deutlich werden, z.B. hat es abends laut gegen unsere Tür und Fenster gebollert; Darleen hatte ziemlich Schiss und ich fasste mir ein Herz, ging zur Tür und rief: "WHAT DO YOU WANT??!!", woraufhin die beiden Typen erschrocken zurückwichen, sie hatten uns nur auf ein Bier einladen wollen. Ich erklärte ihnen, dass das auch höflicher geht.
Den Hummer haben wir übrigens auch probiert; war wirklich schmackhaft, aber fuer teuer Geld wuerde ich ihn nicht kaufen. ;-)

Der Transport aus Middle of Nowhere, Hicks Bay, gestaltete sich schwieriger als gedacht! Wir wussten nicht, dass wir unser Busunternehmen am Abend vorher noch mal hätten erinnern müssen, dass wir mitfahren wollen..
Jody schaffte es, ein neuseeländisches Rentnergrüppchen für uns zu gewinnen, das uns bereitwillig mit nach Gisborne nahm. Jedes Mädchen in ein Auto und ab ging die Post! :-)
Die waren sooo lieb, wollten tausend Sachen wissen, gaben uns Essen aus..Wir hielten mal hier, mal dort, u.a. in Tikitiki, wo wir nach einer kiwitypischen Pie eine kleine Kirche, die stolz auf einem Hügel stand, besuchten. Ich war ziemlich erstaunt, denn erwartet hatte ich kühle Steinmauern, stattdessen erblickte ich Maori-Schnitzereien an Bänken, Wänden und der Decke. Wirklich seltsam, diese beiden Kulturen derart vermischt zu sehen! Ein kleiner, barfüßiger (wie immer) Maori, der uns draußen gesehen hatte, kam herein und erzählte uns gerne über die Architektur und Geschichte dieses fuer Neuseeland wahrhaft historischen Gebäudes (1926 erbaut). Besonders fand ich auch das Kirchenfenster, auf dem ein blonder Jesus mit zwei Maori-Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg abgebildet war.
Die meisten Maori sind katholisch (bzw. gehören der anglikanischen Kirche an), deshalb dieser Mix.
Die Fahrt war also sehr unterhaltsam! Zwischendurch hielten wir auch an der Tolaga Bay, sehr schöner Strand dort. :)
In Gisborne uebernachteten wir eine Nacht im YHA (einem Hostel) und am nächsten Tag ging's dann weiter nach Napier, anschließend nach Hastings. Napier ist WUNDERBAR! WUNDERSCHÖN! Dorthin wollten wir ja eigentlich, aber alle Working Hostels sind schon voll. Hastings ist aber auch wirklich nett. Nach Napier haben wir dann einen Tagesausflug gemacht und waren begeistert; :-)

Im Hostel wohnten am Anfang außer uns ein Südkoreaner, sechs Tschechen (3 Jungs, 3 Mädels), ein Belgier, ein Kiwi, ein Brasilianer, zwei Maori und eben ein paar Deutsche. Mit dem Kiwi, Cory aus Christchurch, habe ich mich einmal sage und schreibe 8 Stunden unterhalten. Das hat sooo viel Spaß gemacht! Heimweh bekommt man wenn eigentlich nur unter Deutschen.
Mittlerweile ist nur noch mein Kiwi-Kumpel Cory von der Anfangsbesetzung uebriggeblieben; es wohnen nun ein paar Chinesen, zwei Tschechen, zwei Amerikaner, ein Deutscher und bestimmt zehn Arbeiterinnen von Fiji mit uns im Hostel. Alles ist ziemlich harmonisch und angenehm.
Einen Job haben wir hier in der Hawke's Bay auch gefunden; wir pfluecken den lieben langen Tag Himbeeren! Hoert sich einfach an, ist auch nicht so anstrengend wie Apple Thinning, aber ist weit entfernt von Omas Himbeerbusch-Romantik!
Mittlerweile haben wir uns an die Akkordarbeit gewoehnt und haben nach 10 1/2 Stunden Arbeit gestern heute nur bis mittag gearbeitet. Ausserdem wurden wir als Belohnung richtig verwoehnt: Unser neuer Supervisor, wir vermuten ein Student, der einen "Ferien"job macht, spendierte jedem von uns ein Wassereis und der Orchard Manager, der uns zuvor mit Recht fuer unsere nicht ausreichenden Leistungen kritisiert hatte, liess eine Dose Cola fuer jeden springen. Das stimmte alle milde und alles war in Butter, wie man so schoen sagt. :-)
Nun freuen wir uns auf unseren "day off", unseren freien Tag, da wir uns seit ueber einer Woche noch keinen genommen haben. Unsere Arbeitsstelle schien ja anfangs noch recht unsicher, weil wir noch nicht so schnell waren, und deshalb wollten wir erst mal moeglichst viel verdienen.
Die Arbeit ohne freien Tag und die Stunde Radfahren zum Orchard jeden Tag sitzen einem aber schon in den Knochen. Die Sonne ist auch nicht zu unterschaetzen! In Deutschland wuerde man es wohl Hochsommer nennen, hier ist es noch Fruehling! Aber der Mensch gewoehnt sich ja an Vieles, so wohl auch an dieses. :-)
Bis Weihnachten werden wir auf dem Himbeerfeld arbeiten, vielleicht auch zwischendurch mal Blueberries pfluecken: Weihnachten selbst werden wir wohl wie Kiwis bei Sonnenschein am Strand feiern, Silvester wird in der Hauptstadt Wellington gefeiert! Darauf freuen wir uns seeeehr.
Danach werden wir uns wohl trennen, mal sehen. Es bleibt spannend. :-)
Das war's erst mal von der Insel. :) Viele Gruesse an Euch Lieben!!! :)

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